Was tun wir mit den Dummen? Manche würden an dieser Stelle den höflichen Ausdruck „Minderqualifizierte“ bevorzugen – ich meine aber wirklich: Dumme. Also Leute, deren Intelligenzquotient deutlich unter jenen 100 liegt, die den Durchschnitt ausmachen. Da der IQ in jeder Gesellschaft der Gauß’schen Glockenkurve der Normalverteilung folgt,
haben ungefähr 13,6 Prozent der Leute einen IQ, der irgendwo zwischen 70 und 85 liegt.
Für ein Land wie Deutschland – mit seinen 80 Millionen Einwohnern – bedeutet das:
Es gibt mehr als zehn Millionen Dumme. Was sollen wir mit ihnen anfangen?
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Doch eines ist klar: Beinahe alle Jobs, deren Erledigung wenig Grips erfordern, wird es in Kürze nicht mehr geben.
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Das menschliche 19. Jahrhundert hatte eine gute Lösung für sie: Die Dummen wurden – wie jeder Fan der Fernsehserie „Downton Abbey“ weiß – zu Dienstboten. Natürlich waren solche Jobs nicht so ideal für Genies, die allein die Tatsache, dass sie in einen niederen Stand hineingeboren worden waren, zu einem Dienstbotendasein verdonnerte.
Aber für die Dummen war das Dasein als Lakai, Küchenmagd oder Butler ein Segen. Sie hatten einen warmen, trockenen Schlafplatz und bekamen regelmäßig Essen. Und viel bedeutsamer: Sie konnten sich wichtig fühlen. Sie kleideten die Herrschaften an und aus, sie sattelten die Pferde, mähten den Rasen, hielten Autotüren auf und chauffierten Ihre Lordschaft in der Gegend herum.
Man kann einem Menschen kaum etwas Schlimmeres sagen als: „Du wirst nicht gebraucht.“ Die Dummen des 19. Jahrhunderts, die einen Dienstbotenposten ergattern konnten, waren nicht nur materiell versorgt: Sie hatten eine Aufgabe.
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Dabei bemisst sich der Wert eines Menschen gar nicht an seinem Intelligenzquotienten, sondern an seiner Herzensgüte. Es hat in der Geschichte so viele brillante Massenmörder gegeben (Stalin, Trotzki, Napoleon). Dagegen handelte es sich bei vielen jener Leute, die im Zweiten Weltkrieg Juden versteckten, um ziemlich schlichte Gemüter: Sie waren nicht besonders klug, sie fanden einfach, man dürfe nicht so mit Menschen umgehen.
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Reiche müssen also ermutigt werden, Dumme als Domestiken einzustellen – auch wenn ihre Aufgaben natürlich genauso gut von Haushaltsrobotern erledigt werden könnten. Wenn das nicht ausreicht, muss der Staat künstlich Arbeitsplätze schaffen, die es den Dummen erlauben, sich als Menschen mit Rang und Bedeutung zu fühlen.
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