Mittelalterliche Warmzeiten werden von Klimaleugnern bisweilen als vermeintlicher Beleg angeführt, dass es keinesfalls sicher sei, dass die gegenwärtige Erwärmung durch vom Menschen emittierte Treibhausgase verursacht wird. Da die Treibhausgaskonzentrationen im Mittelalter nicht höher waren als davor oder danach, können damals nur andere Ursachen für Wärmeperioden verantwortlich gewesen sein. Sie argumentieren, dass diese Ursachen allein die Erwärmung des 20. Jahrhunderts erklären könnten.
[22] Dabei lassen sie außen vor, dass mittelalterliche Wärmeperioden wahrscheinlich nur regionale Phänomene waren.
[22] Auch die gut bekannten wissenschaftlichen Begründungen, dass die damals wirksamen Faktoren die heutige Erwärmung nicht erklären können, bleiben in dieser Argumentation außen vor.
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Dabei begehen sie einen logischen Fehlschluss, indem sie meinen, dass irgendein Faktor, der in der Vergangenheit für eine Veränderung allein verantwortlich gewesen war, es auch heute sein müsste. Ebenso, wie das Vorkommen natürlicher Waldbrände in der Vergangenheit nicht ausschließt, dass Waldbrände
auch durch Brandstiftung ausgelöst werden können, sind natürliche mittelalterliche Wärmeperioden kein Beweis gegen eine anthropogene Erwärmung.
[71] In der Klimaforschung nimmt neben der – gegenwärtig durch den Menschen verursachten – Änderung der Treibhausgaskonzentrationen auch die Untersuchung anderer, in der Klimageschichte wirksamer Faktoren breiten Raum ein. Von allen bekannten Faktoren, die eine globale Klimaerwärmung verursachen können, hat sich im 20. Jahrhundert lediglich die Konzentration der Treibhausgase so stark verändert, dass damit die beobachtete Erwärmung im Wesentlichen erklärt werden kann.
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Gelegentlich wird, auch unter eurozentrischem Rückgriff auf eine mittelalterliche Warmzeit, behauptet, dass Warmphasen generell günstige Zeiten seien.
[45] Als die Diskussion um die mittelalterliche Warmzeit Mitte der 1960er-Jahre begann, war dies eine Phase der globalen Abkühlung, die sich bis Mitte der 1970er-Jahre erstreckte. Eine damalige Erwärmung auf das Niveau der mittelalterlichen Warmzeit wäre in dieser Zeit wohl tatsächlich in einigen Regionen vorteilhaft gewesen. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es gegen Ende des 20. Jahrhunderts auch in Europa bereits wärmer als während der mittelalterlichen Warmzeit war. Klimahistoriker weisen darauf hin, dass krisenhafte Folgen vergangener Klimaschwankungen, wie die mittelalterlicher Klimaanomalien, vielmehr als Parabeln für die Gefahren der globalen Erwärmung dienen können
[48] oder dass es die Änderungsraten und Variabilität der letzten Millenien sind, die zum Klimaschutz mahnen.
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Sollten massive Reduktionen der Treibhausgasemissionen unterbleiben, wären die am Ende des 21. Jahrhunderts mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarteten globalen Durchschnittstemperaturen aber höher, als sie während der letzten mehreren hunderttausend Jahre global waren und womöglich sogar höher als sie je waren, seit es Homo sapiens gibt. Die am Ende der letzten Eiszeit beobachtete schnelle globale Erwärmung war eine Erwärmung um etwa ein Grad Celsius pro 1000 Jahre.
[74][75] Selbst wenn das 2-Grad-Ziel erreicht würde (was für wenig wahrscheinlich gehalten wird), liefe die bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erwartete globale Erwärmung noch eine Größenordnung schneller ab.
Die Diskussion um Ausmaß und Folgen der laufenden und der wahrscheinlich zu erwartenden menschengemachten globalen Erwärmung bezieht sich somit sowohl was Geschwindigkeit wie auch was Ausmaß der Erwärmung betrifft auf einen historisch einzigartigen Vorgang, für den Erfahrungswerte weitgehend fehlen und für den – wie durch eine Vielzahl von Klimaproxys belegt wird – auch aus geologischer und paläoklimatologischer Sicht keine Entsprechung bekannt ist.
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